16. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Markus (6,30-34)
Sind Sie ein zufriedener Mensch? „Zu-frieden“: da steckt das Wort „Frieden“ drin. Spüren wir inneren Frieden und Ausgeglichenheit? Oder spüren wir eher Unruhe, Unsicherheit, vielleicht Angst?
Wer bin ich? Woher komme ich? Wo gehe ich hin? - Ich lebe, aber wozu? Was wird aus unserem Leben, aus mir? - Ich bin unterwegs. Wohin? Irre ich herum, ziellos, vom einem Tag zum anderen? Bin ich auf dem richtigen Weg? Ist es richtig, wie ich jetzt lebe? Oder lebe ich gedanken-, kopflos? Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Oder habe ich das Gefühl, dass mein Leben leer ist, ohne viel Inhalt? Lebe ich nur oberflächlich, beschlagnahmt durch Dinge, die eigentlich nur nebensächlich sind? Vielleicht setze ich meine Gesundheit aufs Spiel, um möglichst noch mehr Geld zu verdienen, das ich dann fürs Gesundwerden wieder ausgeben muss? Der Autor Mark Twain hat einmal gesagt: „Kaum hatten wir das Ziel aus den Augen verloren, da verdoppelten wir unsere Anstrengungen“ Ist unser Leben geprägt von Hast und Unruhe? Warum sind immer mehr Menschen Aus-ge-brannt, ver-zehrt, am Ende? Warum brauchen sie immer mehr einen Psychiater? Gilt auch heute die Meinung von Jesus und ergreift ihn auch heute Mitleid mit uns, weil wir oft wie „Schafe sind, die keinen Hirten haben“? Menschen ohne Halt und orientierungslos, ohne Plan und Ziel?
Wer ein Ziel hat, der weiß auch um den Sinn von dem, was er tut. Wer ein Ziel hat, der weiß auch, wofür er lebt, wofür es sich zu leben lohnt. Wer weiß um das Warum, besteht auch jedes Wie.
Wenn ich ein Christ bin, mich in meinem Leben an Jesus halte, wenn ich ihn verstanden habe, dann ist mir klar: Ich kann in meinem Leben viele Ziele haben, ich kann vieles anstreben, aber alle Ziele sind vorläufig, nicht endgültig „lebenserfüllend“. Kaum habe ich ein Ziel erreicht, in kürzester Zeit suche ich schon wieder ein anderes. Was oder wer kann diese „Leere“, diese innere Sehnsucht, dieses tiefe Verlangen nach Glück, das ich spüre, endgültig „füllen“, „erfüllen“?
Jesus macht mir klar: Mein letztes, endgültiges Lebensziel heißt: „Leben mit Gott“, endgültig und unlöslich mit Gott verbunden sein. Dort, wo wir unser Leben aus dem Glauben an Gott gestalten, dort können wir auch schon jetzt eine gewisse Ahnung von dem Glück bekommen, das uns versprochen ist. Jesus hat uns ja nicht einfach nur vertröstet auf ein besseres Jenseits. In allen Situationen, wo wir jetzt schon eine Verbundenheit mit Gott spüren, bekommen wir eine Vorahnung von endgültiger Lebenserfüllung und innerem Frieden. Denn ich weiß und das ist die Botschaft von Jesus an uns: Gott findet mich wertvoll. Ich bin befreit von dem Zwang immer nach Selbstbestätigung suchen zu müssen. Wenn ich mich von Gott, der mein Hirte ist, leiten und führen lasse, kann ich es auskosten, in Gott geborgen zu sein, mich von ihm getragen fühlen, spüren, dass er an meiner Seite steht. Das lässt aufatmen, das schenkt neue Kraft, das wirkt erlösend, befreiend. Mich mit Gott verbunden fühlen, schenkt Gelassenheit und inneren Frieden. Viele Menschen, haben genau das aus den Augen verloren. Sie leben so, als ob sie Gott nicht brauchen, als ob es ihn nicht gibt. Sie sind wie Schafe, die keinen Hirten haben, jagen falschen Zielen nach und finden deswegen keine Erfüllung und keinen Frieden.
Jesus nimmt seine Jünger mit in die Einsamkeit. Er will ihnen sagen: „Kommt bei aller Arbeit und allem Einsatz auch zur Ruhe und immer wieder in eine neue, vertiefende Beziehung zu Gott. Verliert euer Lebensziel nicht aus den Augen!“
Liebe Mitchristen, das ist auch der Grund, warum wir hier wöchentlich zusammenkommen, uns diesen Ruhepunkt gönnen. Wir wollen Gott nicht aus den Augen verlieren, unsere Beziehung zu ihm pflegen und vertiefen. Denn nur er kann uns die letzte Lebenserfüllung schenken. Nur er kann uns letzten Halt und letzte Geborgenheit schenken. Ihm schenken wir deswegen unser Vertrauen.